Mit dem Übergang von Europa nach Asien hat sich einiges verändert und ich habe mich entschlossen den Blog in einer anderen Form weiter zu führen.
Ich werde nicht mehr detailliert jeden Tag, sondern hin und wieder mit Anekdoten und besonderen Ereignissen und Geschichten, welche mich persönlich sehr bewegt haben, berichten.
Was hat zu dieser Entscheidung geführt?
Ich weiß dass viele gespannt auf die nächsten Blogeinträge warten, und wie Ihr alle seht ist der Blog seit langem nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Warum?
Zum einen ist es die Art der Reise. Sehr sehr oft kommt es vor das mich Familien zu ihnen nach Hause einladen. Nun ist das für die Familie ein sehr besonderes Ereignis das ein Tourist sich in ihr Dorf verirrt hat und bei ihnen zu Hause ist. Und wenn man in der Türkei von einer Familie eingeladen wird kommt man nicht drumrum mit ihnen bis spät in die Nacht zusammen zu sitzen.
Viele Menschen in der Türkei haben nicht die Möglichkeit zu Reisen.
Ich zeige ihnen die Bilder welche ich in den letzten 4 Monaten in der Türkei gemacht habe. Mit grossen Augen sehen sie die Bilder von Städten welche nur wenige 100Km entfernt liegen, in denen sie jedoch noch nie waren.
Alles was ich geben kann sind Fotos, meine Geschichte und Zeit.
Und ich gebe dies sehr gern. Sie geben ihre unendlich hohe Gastfreundlichkeit.
Die Begeisterung der Menschen ist unbeschreiblich. Sei es in der Schule oder auf der Straße.
Wenn man in der Türkei mit einem großen Rucksack durchs Land zieht fühlt man sich wie ein Nationalheld.
Man kennt das aus den Fernsehen. Die Leute stehen an den Straßen, jubeln dir zu, lassen alles stehen und liegen, kommen aus ihren Häusern raus, wollen sehen wer da vorbei zieht…
Wenn ich stehen bleibe und Pause mache dauert es nicht lang und ich habe eine Menschentraube um mich herum.
Man ist ein beliebtes Fotoobjekt.
Mehrere Handy Fotokamera shootings, meistens sind es die Männer welche meinen Rucksack bestaunen und darüber fachsimpeln.
Mit dem Rucksack durch die Türkei zu reisen ist definitiv nichts für Leute welche nicht gern im Mittelpunkt stehen.
Manchmal ist es einfach schwer die Zeit zum schreiben zu finden.
Ich möchte auch nicht ständig mit dem Handy da sitzen und das erlebte niederschreiben. Das wäre zum einen unhöflich den Menschen gegenüber, zum anderen fällt es mir schwer in dem Moment präsent zu sein.
Wenn man ständig darüber nachdenkt wie man diese Situation, welche man gerade erlebt, niederschreiben kann, geht vieles verloren weil man dann eben nicht in diesem Moment präsent, nicht gegenwärtig ist.
Zeit zum schreiben finde ich nur wenn ich 2 oder mehrere Tage an einem Ort verbringe.
Wenn ich nur 1ne Nacht bei einer Familie bleibe finde ich keine Zeit zum schreiben.
Schreiben ist harte Arbeit. Es fällt mir nicht so leicht wie es sich ließt.
Ein Facebook Post ist schnell geschrieben, nicht so der Blog.
Ich habe meine persönlichen Notizen welche ich mir täglich mache. Diese jedoch auszuformulieren und in eine veröffentlichbare Version zu bringen braucht Zeit.
Ich hab mich in den letzten Wochen in einem kleinen Dorf in den Bergen zurück gezogen. Es ist gut etwas langsames zu tun bevor man eine Entscheidung trifft.
Ich bin zur Ruhe gekommen, habe das 1. Jahr der Reise reflektiert und mir die Zeit zum schreiben genommen.
Und ich stellte etwas fest:
Es macht mir nach wie vor Freude zu schreiben.
Allerdings nicht mehr in Form eines täglichen Tagebuches.
Sondern in Form von Geschichten welche ich unterwegs erlebe.
In den ersten Monaten war alles neu und aufregend.
Da gab es für Euch noch fast täglich etwas zu lesen.
Es ist allein meine Schuld, und es tut mir sehr leid wenn ich Euch enttäuschen muss oder mit dem täglichen Blog Hoffnungen genährt habe, welche ich nun nicht mehr erfüllen kann.
Doch ich kann und will den Blog in dieser Form nicht aufrecht erhalten.
Nun, nach 1nem Jahr hat sich für mich der Alltag eingeschlichen.
Wer kennt das? Man hat eine neue Arbeit, eine neue Beziehung etc.
Man ist total aufgeregt, jeden Tag passieren neue spannende Sachen. Jedem möchte mann davon erzählen.
Doch irgendwann, nach ein paar Wochen, Monaten oder Jahren ist das nicht mehr so. Das einst neue ist zu einem neuen Alltag geworden.
So ist es auch mit dieser Reise. Es ist wie in jedem anderen Leben auch.
Zwar reise ich jeden Tag durch mir unbekanntes Gebiet, treffe neue Menschen und lerne Land und Kultur kennen, doch ist es nicht mehr so aufregend wie am Anfang.
Manchmal ist das Leben geizig und ich verbringe Tage und Wochen ohne etwas neues zu sehen oder zu erleben.
Und meine Aufmerksamkeit hat sich vom äußeren mehr zum inneren hin bewegt.
Hin und wieder passieren natürlich nach wie vor außergewöhnliche und neue Sachen.
Und über genau diese Geschehnisse werde ich auch berichten. Jedoch ausführlicher als zuvor in den einzelnen Tagen.
Ich möchte in Zukunft tiefergehender schreiben als jeden Tag nur über die “harten” Fakten wie das Wetter, die Landschaft und die Unterkunft.
Was ich darunter verstehe könnt Ihr im nächsten Blogeintrag über den Schulvortrag lesen.
Ich werde weiter schreiben. Das ist ein Bedürfnis für mich.
In welchen Abständen weiß ich jedoch nicht.
Ich kann nichts versprechen.
Schreiben ist etwas was ich selber erst lerne…
Ich hoffe Ihr versteht meine Entscheidung.
Ich möchte die Reise genießen. Das ist das oberste Ziel.
Andernfalls hätte ich es nicht so weit gebracht.
Was ist also in der Zwischenzeit passiert?
Zusammen mit Leanne habe ich Istanbul verlassen und bin mit ihr entlang der Marmara Küste bis Izmit gewandert.
Dort haben wir einige Vorträge an Schulen gehalten. Unterwegs bis dorthin hab ich meine erste Schallplatte in meinem Leben aufgelegt, wir haben unter anderem in Moscheen und Teestube geschlafen und einige nette Familien kennengelernt.
Leanne ist dann in Izmit geblieben und hat eine Stelle als Englischlehrerin an der Universität angenommen.
Dort wird sie nun für mind. 6 Monate bleiben bevor sie weiter reist.
Ich hab mich alleine weiter gemacht, die 3.000Km Marke überschritten und bin im Zick-Zack Kurs durch viele kleine Dörfer gewandert.
Ein Grund für die teilweise kurzen Tagesetappen waren zum einen die Berge, zum anderen das späte loskommen.
Ich liebe die türkische Frühstückskultur.
Es ist herrlich wenn es am Morgen beim Aufsehen nach frisch gebackenen Brot riecht und man bis 11:30Uhr beim Frühstück sitzt.
Es gleicht einem inhouse Picknick da man es sich auf dem Teppich gemütlich macht und meist von einem großen Runden Tablett isst.
Nun geht es nach Izmir wo ich meinen Geburtstag und das 1 jährige Jubiläum feiern, die Füße in den Sand
stecken und etwas Sonne tanken werde.
Für alle welche mich begleiten wollen: Auf der Karte könnt Ihr immer sehen wo ich mich gerade befinde.
Mein weiterer Weg für die nächsten Monate sieht wie folgt aus:
Von Izmir geht’s nach Efes.
Anschließend nach Osten bis nach Pamukkale, weiter nach Süden an die Küste von Fethiye, den Lykischen Weg entlang bis nach Antalya.
Von dort aus folge ich den Paulusweg bis zum Eğirdir See. Dann nach Konya.
Von Konya geht’s nach Erzurum und weiter nach Trabzon. Jedoch habe ich bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Route.
Was für mich in den letzten 4 Wochen erschwert hinzu gekommen ist, sind tägliche Kontrollen von Polizei und Jandarmarie.
Warum das?
Vor 4 Wochen ist eine amerikanische Touristin in Istanbul tot aufgefunden wurden.
Sie sind nun immer sehr besorgt um mich, was ich mache und wo ich denn hin will.
Wenn ich ihnen von meiner bisherigen Reise berichte und meine Route durch die vielen kleinen Dörfer zeige ernte ich Kopfschütteln.
Auf der anderen Seite versteh ich die Jungs komplett. Sie haben 8-10h Dienst in einer Gegend wo nicht viel passiert.
Wenn dann am Horizont ein einsamer Tourist erscheint um den sie sich kümmern können, kommt der gerade recht um die Zeit totzuschlagen.
Ganz vielen Dank an alle Leser welche mir trotz der großen Unregelmäßigkeit die Treue gehalten haben.
Ich wünsche Euch nun viel Spass beim Lesen der nächsten Blogeinträge.
Ich bin gespannt ob sie Euch gefallen und freue mich immer über Kommentare…
Heute vor 1 Jahr begann deine Reise 😀 ich lese hier (und auf FB) immer noch begeistert mit! Staunend betrachte ich Fotos und lese deine Berichte. Ich bin gespannt, wie es weiter geht! Viel Erfolg für die nächsten Kilometer 😀
Viele Grüße aus der Heimat!
PermalinkIch bin auch von ersten Tag an mit dabei! Und ich freue mich über jeden neuen Bericht. Jedoch erwarte ich nicht jeden Tag einen Bericht von Dir, Stephan. Im Gegenteil: ich hab immer bewundert, wie Du es geschafft hast täglich was zu schreiben. Ich kenne das selber vom Tagebuch schreiben: Anfangs ist man noch begeistert und schreibt täglich und nach einiger Zeit hat man keine Lust mehr dazu… ich schreibe jetzt auch nur noch dann wenn ich ein Bedürfnis danach verspüre…
PermalinkDeine Reise steht im Mittelpunkt und ich freue mich immer was von Dir zu lesen auch wenn das nur hin und wieder ist. Schreib nur wenn Du Lust dazu hast 🙂
In diesem Sinne freue ich mich auf Deine weitern Posts und wünsche Dir alles erdenklich Liebe und Gute,
Lissy
Hallo Stephan, aus meiner Sicht erwartet niemand einen täglichen Bericht von deiner Reise. Ich finde es nach wie vor interessant, wie deine Tour verläuft, und freue mich stets über News. Lass dich von negativen Kommentaren nicht unterkriegen. Die gehören zum virtuellen Leben dazu. Vielleicht kannst du mal erläutern, warum du deine Tour durch die Türkei geändert hast und wie du deine weitere Tour planst.
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