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Tag 154: Von Slobozia Moara nach Joita – 15Km (1813Km)

Samstag, 11.08.2012

Ich hatte große Pläne für diesen Tag. Es sollte ein Durchmarsch bis Bukarest werden.
Nach dem Regen von gestern ist es immer noch herrlich kühl.
30Km standen auf dem Programm.
Doch daraus wird nichts…

Und dann war sie da. Die Kurve.
Die eine Kurve die mich von nun an wieder nach Osten führt.
2 Wochen lang ging es direkt nach Süden. Und da ich aufgrund der Hitze meist nur noch Vormittags gegangen bin, ist mein linker Arm brauner als mein rechter.
Ich glaube, ich kann das Meer schon sehen. Ganz klein. Ganz weit entfernt. Irgendwo dort muss es sein…

Ich glaubte einen Moment sogar das Meer schon spüren zu können.
Stellte mir vor wie ich aus dem Wasser komme und die Wassertropfen an meiner Haut herunter laufen um dann von der Sonne getrocknet zu werden.
Als ich die Augen wieder auf mache sehe ich tatsächlich dieses Bild. Grosse Wassertropfen auf meiner Haut. Allerdings fehlt der Sand und die Sonne.
Es begann zu regnen und ich musste noch eine Regenpause in Joita einlegen.
Wenn es nicht so viel regnet geh ich ja normalerweise weiter.
Aber wenn es in Rumänien mal regnet dann richtig.
Nicht nur Bindfaden. Aus Eimern. Stundenlang.

Ich verkriche mich unter dem Vordach einer ehemaligen Gaststätte.
Regen kann etwas sehr wunderbares sein. So bleibe ich nicht lange allein denn der Regen schwemmt neue Menschen an.

Ein Junge kommt angerannt. Im T-Shirt und kurzer Hose.
Er hat es nicht rechtzeitig geschafft und ist bereits völlig durchnässt.
Er zittert und ich gebe ihm meine Jacke. Die ist zwar viel zu groß aber wärmt erstmal. Er ist dankbar.
Wir verbringen einige Zeit unter dem Dach. Immer mehr Menschen kommen hinzu. Das Dach wird zu einer kleinen Insel. Ringsherum haben sich Flüsse gebildet.

Die Erde war so lange vertrocknet, dass selbst jetzt, wo sie so viel Wasser hat, dieses nicht aufnehmen kann.

Kann es sein dass es beim Menschen manchmal sehr ähnlich sein kann?
Wenn man sehr lange allein lebt kann man den liebsten Menschen der Welt um sich haben. All die Liebe bringt nichts weil man innerlich vertrocknet ist. Das braucht viel Zeit. Wenn Zeit die Erde vertrocknen lässt, kann die Zeit sie auch wieder aufweichen.
Ich möchte jedoch nicht wie die vertrocknete Erde werden…

Als der Regen etwas nachlässt gibt mir der Junge meine Jacke zurück und rennt wieder hinaus in den Regen.
Wenig später kommt er allerdings mit seinem Vater wieder zurück.
Da es nach wie vor noch regnet und es auch keine Aussicht auf Besserung gibt, lädt mich Ovidou ein heute bei ihm und seinem Sohn zu bleiben.

Jetzt kommt der kleine Haken von dem ich gestern gesprochen habe:
Um 18:40Uhr klingelt mein Handy. Bebe ist dran.
Er ist sehr ungehalten, spricht nur rumänisch, sehr schnell und sehr laut.
Ich verstehe ständig Bani und Calculatore – also Geld und Computer. Aber ich verstehe nicht um was es geht oder was er möchte.
Dann legt er einfach auf.
Ich mache mir Gedanken und Sorgen. Lange Zeit.
Dann beschließe ich Marko aus Brasov anzurufen.
Ich bitte ihn Bebe anzurufen um zu fragen was los sei.
Nach 20min. ruft Marko zurück.
Bebe behauptet ich hätte den PC nach irgendwelchen Nummern durchsucht um Geld zu stehlen.
Und ich hätte dann angeblich mit seiner Kreditkarten Nummer Rechnungen im Internet gezahlt. Huch?
Wie kommt er auf sowas?!

Das hat mich sehr verletzt.
Ich mein. Ich will echt nix Böses und bin immer dankbar wenn man mich aufnimmt.
Warum sollte ich sowas tun?
Bin enttäuscht das Bebe mir sowas zutraut.
Ich denke noch lange darüber nach.

Aber die Geschichte geht noch weiter…

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