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Tag 130 – 139: Brasov (1609Km)

Mittwoch, 18.07.2012 – Freitag, 27.07.2012

Brasov Teil 2.

Einsamkeit kann dein schlimmster Feind oder dein bester Freund sein…
Oder: Ich bau mir eine Stadt…

Was ist also passiert?
Ich wünschte ich wüsste den Trick.
Es gibt kein großes Geheimnis.

Alles was ich tat, war, ich habe mich mit der Situation angefreundet.

Ich ging eines Tages in der Stadt spazieren und setzte mich in eine Gasse auf den Boden in den Schatten. Den Rücken an eine Wand angelehnt von der der Putz langsam abbröckelte.
Und ich erkannte die Schönheit des Augenblicks.
Da war der Popcorn Verkäufer der mit so einer Freude das Popcorn verkaufte, der Clown der Kinder zum lachen brachte, Menschen die ihren Hüten hinterher jagten die der Wind von ihren Köpfen geweht hatte.
Unweit entfernt spielte eine kleine Band wunderbare Musik.
Ich liebte diesen Augenblick.
Frieden. Ich vermisse nichts.
Es ist alles da.
Ich freundete mich mit der Situation an.
Es ist so wie es ist.
Und dann geschah etwas merkwürdiges.

Von da an traf ich irgendwie ständig Menschen.
Ich ging einfach auf sie zu.
Da war Jonas aus Belgien. Er fiel mir in der Stadt mit seinem großen Rucksack auf. Ich sprach ihn an ob er einen Schlafplatz suchte. Wir gingen gemeinsam zum Mara Hostel.
Angie freute sich über neue Gäste, ich freute mich dass ich ihr was gutes tun konnte und allein war ich auch nicht mehr. Jonas lud mich anschließend noch zum Essen ein.

Das machte ich von da an immer wenn ich Menschen mit großen Rucksäcken sah. Sehr oft haben sich gute Gespräche und Freundschaften entwickelt.

Nicht mehr warten dass irgendetwas passiert sondern selber handeln.
“Sei selber die Veränderung die du in der Welt sehen möchtest” hat Ghandi gesagt.

Am nächsten Tag, bei einem Konzert, welches ziemlich gut war, standen alle Menschen nur da und hörten der Musik zu.
Da ich die Musik ziemlich cool fand, hab ich angefangen zu tanzen.
Gleich darauf sprach mich Ovidou an.
Er stand mit ein paar Freunden nur ein paar Reihen hinter mir und diese tanzten auch alle. Jetzt standen wir alle zusammen und tanzten. Menschen liefen vorbei und belächelten uns. Das kenn ich schon. Wenn man 5 Monate mit einem großen Rucksack reist ist man verwunderte Blicke von anderen Menschen gewohnt. Uns war das nicht peinlich, wir hatten Spaß.
Nach dem Konzert gingen wir alle zusammen in eine Bar und haben den Abend lange ausklingen lassen.

Von da an war ich in dieser Stadt nicht mehr allein unterwegs.

Ich ging oft auf andere Menschen zu und sprach diese einfach an.
Z.Bsp. beim Open Air Kino einfach fragen ob man sich dazu setzen darf.
So lernte ich Maria und Alin kennen.

Wenn man sich selbst aus dem Weg geht, die Dinge einfach zulässt und nicht dagegen ankämpft kann der gegenwärtige Augenblick dein bester Freund sein.

Ich glaube die Angst vor Ablehnung und sich vor anderen Menschen zu blamieren ist größer als die Angst vor dem Tod. Der Tod existiert für viele Menschen nur abstrakt.
“Natürlich weiß ich das ich irgendwann sterben werde. – Ohh wie spät ist es gerade. Ich hab was wichtiges zu erledigen.”

Und ich bekam sogar noch unerwarteten Besuch aus Arad.
Emil und seine Familie sind gerade auf Rumänien Tour und hatten auch Brasov auf dem Plan.
2 Tage haben wir miteinander verbracht.

Und da ich ja 14 Tage in einem Hostel untergebracht war ergaben sich hier auch ständig gute Gespräche und Freundschaften. So z.Bsp mit Daniel aus Heilbronn. Oder Lisi aus Spanien welche mich einlud das Schloss Bran mit ihr zu besuchen.

Ich liebte die Zeit in Brasov.
Dieses zu Hause Gefühl.
Jeden Tag an den selben Platz zurück kehren.

Ich hab meine Reise nicht unterbrochen.
Ich reise weiter.
Nur weil ich mich nicht weiter meinem Ziel Tibet nähere heißt das nicht das ich still stehe.
Im Gegenteil
Ich habe in dieser Stadt wieder viel gelernt. Über mich selbst und von anderen Menschen.

Danke an Angie, Jonas, Lisi, Daniel, Alin, Maria, Ovidou, Dyanna, Judy, Emil und Marco.

Danke Brasov.
Für den warmen Sommerwind in den Strassen und oben auf dem Schlossberg sodass ich die wunderbare Aussicht bei Nacht so lange genießen konnte.
Für die vielen neue Freunde welche du zu mir gebracht hast.
Für die unzähligen Open Air Kinos und Konzerte.

Erst am letzten Tag erfahre ich dass Brasov historisch auch Stephanopolis heisst. Das passt…

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